Matthias Bublath Trio

 

Nach einem knappen Jahrzehnt als Freelancer in New York, diversen Solo- und Sideman-Projekten, einem Hammond-Trio und seiner gefeierten wie prämierten Eight Cylinder Bigband, füllt der Münchner Pianist Matthias Bublath nun die klassische Syntax eines Jazz-Piano-Trios mit vitalem Vokabular. Dabei spielt seine stilistische „éducation transatlantique“ keine unwesentliche Rolle: Von Gospel bis Latin und Funk kann Bublath diverse Jazz-Einflüsse durchbuchstabieren; doch mit dem neuen Trio betreten wir auch einen popkulturell assoziativen Hallraum.

 

Most Foul spielt möglicherweise auf die letzte große Dylan-Ballade „Murder Most Foul“ an, die das Kennedy-Attentat verhandelt, dafür aber zunächst ein Shakespeare-Zitat von einem dänischen Prinzen über den Atlantik transportieren lässt. Ist es ein Zufall, dass immer mal wieder die Giant Steps von Coltrane an- und durchklingen? Zapruder evoziert jenen, der das Attentat in Dallas auf Super-8 dokumentierte. Ist das die Umkehrung zu Miles Davis Filmmusik für Louis Malles „Ascenseur pour l‘échafaud“?

 

Sherman Bros flirtet mit dem Swing der Disney-Filmmusiken aus den späten 60ern. Science Lab öffnet mit einem Drum-Solo den Raum für eine freie Melodieerprobung. Samba Norte Sul ist, was es ist (eine Samba, für die auch ein Münchner noch als Nordlicht gilt), ebenso wie der Monk Ponk inklusive Walking Bass und Anklängen an das aufgelöste Stride-Piano und die schrägen Voicings im leicht verschleppten Timing des heiligen Thelonious. What Are You Doing For The Rest Of Your Life? – eine melancholische

 

Trio-Ballade – stellt vermutlich die Frage aller Fragen, auf die es nur eine Antwort geben kann: genau so weitermachen.

Bublath lässt sich seinen improvisatorischen Freiraum von zwei Kollegen absichern, die stilistisch mindestens ebenso flexibel sind. Peter Cudek, der slowakische Bassist, wendig, originell und der Melodie wie auch einem dezenten Virtuosentum nicht abgeneigt. Und Christian Lettner, frisch berufener Professor für Schlagzeug in München, seit langem Mitglied in Doldinger‘s Passport und gefragter Trommler für unzählige Projekte von Jazz über klassische Perkussion bis zu Pop und R&B, der zugunsten des Organischen auch Unschärfen zulassen kann.

Orange Sea – das könnte ein Sonnenuntergang an der amerikanischen Westküste sein, aber auch der Widerschein von Napalm aus den brennenden Wäldern über den Wassern Vietnams. Vordergründig beinahe ein Choral, im Konzept aber melodiebetonter Straight- Ahead-Jazz mit einem postmodernen Ansatz: Stilistisch steht hier jede Nummer für sich, als Album ergeben sie ein vieldeutig- offenes Gewebe.

 

 

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Matthias Bublath Trio Pressefoto by Daniel Gall
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